13. Münchner Aids-Tage 2010 vom 5.-7. März
HIV/AIDS besiegen: Visionen der Heilung
„Zeitenwende in der bayerischen Politik“, so Dr. Hans Jäger, München, zum Sprecher des Grußwortes zur Kongresseröffnung: Markus Söder, Bayerischer Staatsminister für Umwelt und Gesundheit, betonte die Wichtigkeit von Prävention, Entstigmatisierung und Hilfe für HIV-Positive
Das Motto der Münchner Aids-Tage „Visionen der Heilung“ war auch das zentrale Thema in der Presse. Hier wurde insbesondere über die Studie „New Era“ berichtet, in der Patienten mit akuter HIV-Infektion sowie Patienten mit komplett supprimierter Viruslast mehrere Jahre lang mit einer 5er-Kombination mit dem Ziel der Heilung behandelt werden.
Ein weiterer Schwerpunkt waren ältere Patienten – nach mehr als 15 Jahren HAART und Langzeit-Überlebensprognosen für HIV-Positive ergeben sich für Betroffene und Behandler neue Fragen: Was bewirkt die antiretrovirale Therapie, wenn sie über 30 Jahre und mehr eingenommen wird? Was ist der Preis dafür, das Virus in Schach zu halten? Ähnlich wie auf der CROI wurden auch in München Herz-Kreislauf-Nebenwirkungen, Osteoporose und Vitamin D-Mangel sowie ZNS-Störungen diskutiert.
Neben den ernsten und wichtigen Themen brachten die Münchner AIDS–Tage auch ein kulturelles Highlight – speziell für den Kongress gab es eine Sonderaufführung des Barbier von Sevilla in der Münchener Reithalle. Für die Oper unter der Regie von Hector Guedes arbeitete Eva Jägel-Guedes im Nebenjob als Kostümbildnerin
Diskriminierung
Wichtige Themen waren weiterhin Diskriminierung und Kriminalisierung. Die Nadja-Schlagzeilen des letzten Jahres sind für viele Betroffene Grund genug, sich zurück zu ziehen. Auch der Testbereitschaft hat die Affäre eher geschadet. Denn wie der Rechtsanwalt Jacob Hösl, Köln, auf der Pressekonferenz ausführte, macht sich jeder schuldig, der im Wissen um seine HIV-Infektion ungeschützten Geschlechtsverkehr hat. Wer sich testen lässt, weiß um das Ergebnis und läuft Gefahr als kriminell angeprangert zu werden. Wer nicht weiß, dass er HIV-positiv ist, macht sich nicht schuldig.
Annemarie Madison-Preis
Die Münchner Aids-Tage waren überschattet vom Tod Annemarie Madisons, der langjährigen Aktivistin für einen menschenwürdigen Umgang mit HIV-Positiven. Der in ihrem Namen vergebene Preis ging dieses Jahr an zwei Autoren und eine Gruppe von 16 Frauen: an die ehemalige Ordensschwester Majella Lenzen für ihr Buch „Das möge Gott verhüten: Warum ich keine Nonne mehr sein kann“, an Matthias Gerschwitz für sein Buch „Endlich mal was Positives“ und an das Projekt „Positive Frauen“ für „eben leben“, eine Sammlung von Geschichten und Gedichten HIV-positiver Frauen.
Claudia Roth, die Bundesvorsitzende von Bündnis 90 / Die Grünen verleiht am 6. März um 10:00 Uhr im Hotel The Westin Grand München Arabellapark den VIII. Konrad Lutz Preis, dessen amtierende Schirmherrin sie ist. Der erste Preis: „elements“ des Gewinners Cal Gregor
VIII. Konrad Lutz Preis
Insgesamt 134 Einsendungen gab es zu dem diesjährigen Motto „Sag’ jetzt nichts.“ – ein Rekord seit Gründung des Konrad Lutz Preises 1998. Der erste mit 1.500€ dotierte Preis geht an Cal Gregor für sein Bild „elements“. Den zweiten Preis, und damit 1.000 Euro, gewinnt Wiltrud Kuhfuss für „Sprachlos VI“. Jeweils 800 Euro erhalten die dritte Preisträgerin Christine Rieck- Sonntag für „Natriumchlorid“ und Mihajlo Raskovic für „Sag’ jetzt nichts.“, der den Online-Publikumspreis gewonnen hat. Der Preis wird getragen von Netzwerk plus, dem bundesweiten Netzwerk von Menschen mit HIV und Aids, und dem auf HIV spezialisierten Pharmaunternehmen ViiV Healthcare.
MSD-Stipendium vergeben
Das MSD-Stipendium HIV/AIDS ist eines von insgesamt neun indikationsspezifischen Forschungsstipendien, die an junge promovierte Humanmediziner vergeben werden. In diesem Jahr erhält Dr. Niklas T. Baerlecken von der Medizinischen Hochschule Hannover das Stipendium, um spezifische Marker zur verbesserten Diagnostik von Autoimmunerkrankungen bei HIV-Infizierten zu entwickeln.
Das Stipendium ist mit 12.000 Euro dotiert. Die Auswahl der Stipendiaten trifft jeweils eine unabhängige Jury aus hochrangigen Wissenschaftlern. Informationen zum Bewerbungsmodus finden Interessenten im Internet unter
http://www.msd.de/uebermsd/stip/home.html.
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In memoriam Annemarie Madison
1985 begann Annemarie Madison ihren Kampf für einen menschenwürdigen Umgang mit Aids und den HIV-Infizierten. Die Pionierin im Kampf gegen Ausgrenzung und Stigma und Namensgeberin des Annemarie-Madison-Preises ist am 30. Januar 2010 im Alter von 82 Jahren in San Francisco gestorben. Ein Interview mit Annemarie Madison ist in HIV&more 1/2008 erschienen und auf der Homepage abrufbar. http://hivandmore.de/archiv/2008-1/PortraitMadi.shtml