Bilanz Des Döak 2017
Salzburg: Schön und gut!
Im Vorfeld war der 8. Deutsch-Österreichische AIDS-Kongress (DÖAK) manchmal kritisch hinterfragt worden. Brauchen wir neben vielen anderen internationalen HIV-Kongressen immer noch einen eigenen deutschsprachigen Kongress? Wie ist es um die Qualität der Beiträge bestellt? Lohnt sich der Aufwand? Der DÖAK in Salzburg hat all diese Fragen klar beantwortet: Ja, wir brauchen einen deutschsprachigen Kongress, denn er ist die wissenschaftliche Plattform für den Austausch unserer eigenen Forschungsgruppen. Der DÖAK bietet gerade jungen Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, erste Erfahrungen bei der Präsentation ihrer Arbeiten zu sammeln und sich mit anderen Zentren zu vernetzen. Ja, die Qualität der Beiträge kann sich sehen lassen. Immerhin wurden ganze Sessions nur aus eingereichten Abstracts zusammengestellt. Besser kann aktuelle Forschung auf einem Kongress nicht abgebildet werden.
Und schließlich, ja, der Aufwand hat sich gelohnt. Der Salzburger Kongress, unter der Leitung von Prof. Heribert Stoiber, war geprägt von einer außergewöhnlich guten Atmosphäre und konstruktiven Diskussionen. Dabei trug das Alleinstellungsmerkmal des DÖAK, die ausgewogene Communitybeteiligung, wesentlich zum Erfolg der interaktiven und interdisziplinären Bearbeitung der Kongress-themen bei. – Die Deutsche und die Österreichische AIDS-Gesellschaft haben bereits die Organisation des nächsten DÖAK aufgenommen, der unter der Leitung von Prof. Plettenberg und Prof. Stellbrink vom 13. bis 19. Juni 2019 in Hamburg stattfinden wird. Wissenschaftliche Sekretärin des Kongresses ist Prof. Addo.
Preisträgerin
des deutschen AIDS-Preises, Jun.-Prof. Dr. Christine Goffinet mit
Prof. Georg Behrens @Annette Haberl
Die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) hat in Salzburg auch erstmals ein eigenes wissenschaftliches Symposium auf einem DÖAK ausgerichtet. Die Veranstaltung unter dem Titel „Principiis obsta – Wehre den Anfängen“ fand unter dem Vorsitz von Prof. Georg Behrens und Dr. Stefan Esser statt. Prof. Jean-Michel Molina aus Paris hielt einen Vortrag zur Präexpositionsprophylaxe und Dr. Dominique Braun aus Zürich sprach über das Management der primären HIV-Infektion.
Deutscher AIDS-Preis verliehen
In Salzburg wurde auch wieder der Deutsche AIDS-Preis der DAIG verliehen. Er ging diesmal an Jun.-Prof. Dr. Christine Goffinet sowie die Ko-Autorinnen Dr. Shuting Xu und PhD Aurélie Ducroux. DAIG-Präsident Prof. Behrens würdigte in seiner Laudatio ihre im Oktober 2016 in Cell Host & Microbe erschienene Arbeit „cGAS-Mediated Innate Immunity Spreads Intercellularly throegh HIV-1 Env-Induced Membrane Fusion Sites“ als beispielhafte herausragende Forschung. Der Deutsche AIDS-Preis der DAIG wird alle zwei Jahre anlässlich des DÖAK verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert.
DAIG-Nachwuchsforscher- und Posterpreise
Im Einsatz für die DAIG: Prof. Stoll vor prämiertem Poster
@Annette Haberl
Ein besonderes Anliegen der DAIG ist der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Aus diesem Grund hatte die Fachgesellschaft anlässlich des DÖAK wieder zwei Nachwuchsforscherpreise ausgeschrieben. Die Preisträger sind in diesem Jahr Dr. rer. nat. Wilfried Posch aus Innsbruck und Jun.-Prof. Dr. Daniel Sauter aus Ulm. Dr. Posch wurde für seine Arbeit “Immediate T-Helper 17 Polarization Upon Triggering CD11b/c on HIV-Exposed Dendritic Cells“ ausgezeichnet. Jun.-Prof. Sauter erhielt den Preis für seine Forschung zur Rolle des viralen ProteinVpu in der Ausbreitung und Pathogenese von HIV/AIDS. Die Preise sind mit jeweils 3.000 Euro dotiert.
Weiterhin hat die DAIG in Salzburg drei herausragende Poster ausgezeichnet. Die Auswahl trafen die Juroren Dr. Ulrike Haars, Dr. Rolf Kaiser und Prof. Matthias Stoll. Ausgezeichnet wurden folgende Arbeiten: „Ursache und Bedeutung von Blips unter laufender antiretroviraler Behandlung“, präsentiert von Leonie Grossmann aus Köln. „Anhaltende Hepatitis-Ko-Infektionen und HBV-Impfbedarf bei HIV-infizierten Personen in Deutschland – Daten aus dem Hepatitis Screening in der HIV-1 Serokonverterstudie 2012-2016“, präsentiert von Daniel Schmidt aus Berlin. „Positive Health: Test- und Therapiebarrieren für MigrantInnen in Österreich“, präsentiert von Martina Trimmel für die Aidshilfe Wien. Die DAIG-Posterpreise sind mit jeweils 750 Euro dotiert.
DAIG-Sektionen aktiv auf dem DÖAK
Die DAIG-Sektion Universal Access hat Carmen Koschollek vom Robert Koch-Institut in Berlin für ihre Arbeit zu Testpräferenzen von Migrantinnen und Migranten aus Subsaha-Afrika mit einem Posterpreis ausgezeichnet. Die Forschungsarbeit ist Teil der vom BMG geförderten MiSSA-Studie. Der mit 500 Euro dotierte Preis wurde in der 90-90-90-Session vom Vorsitzenden der Sektion Universal Access Dr. Florian Neuhann verliehen.
Im Rahmen des 10. AAWS-Workshops hat die Sektion All Around Women special (AAWS) zwei mit einem Preisgeld von je 500 Euro verbundene Preise an Nachwuchsforscherinnen vergeben. Eine multidisziplinäre Jury hatte die beiden Arbeiten aus den für den DÖAK eingereichten Abstracts von Erstautorinnen ausgewählt, die sich mit frauenspezifischen Themen beschäftigen bzw. ihre Daten gendersensibel ausgewertet hatten. Ausgezeichnet wurde Sylwia Bilinski für ihre am HIVCENTER in Frankfurt durchgeführte Arbeit „Discontinuation of first-line ART is associated with female sex and migration background“. Den zweiten AAWS-Preis teilen sich die Doktorandinnen Magdalena Furtak und Nora Schlecht aus Düsseldorf für ihre Studie „Hat sich die stationäre HIV-Medizin in den letzten 10 Jahren verändert? Eine Untersuchung an HIV-positiven Patienten, die in den Zeiträumen 2005-2006 und 2014-2016 stationär auf der Infektionsstation des Universitätsklinikums Düsseldorf behandelt wurden“. Sektionsvorsitzende Ulrike Sonnenberg-Schwan und Workshop-Chair Prof. Dr. Sibylle Nideröst aus der Schweiz überreichten Urkunden an die jungen Preisträgerinnen.
HIV-Communitypreis
Der HIV-Communitypreis ging in diesem Jahr an das Kooperationsprojekt „Helfen ist Positiv“ der Stadtmission Nürnberg und der AIDS-Beratung Mittelfranken sowie an das Projekt „Frauenleben“ der AIDS-Hilfe Kärnten. Der Förderpreis der Deutschen AIDS-Gesellschaft, der Deutschen AIDS-Hilfe, der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierte und des forschenden Pharmaunternehmens Janssen wurde zum dritten Mal vergeben. Die Verleihung fand diesmal im neuen Rahmen des Scientific Evening auf dem DÖAK statt. Mehr Infos unter www.hiv-community-preis.de
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Neuwahlen zum DAIG-Vorstand
In Salzburg wurde ein neuer DAIG-Vorstand gewählt. Der bisherige Schriftführer Dr. Dr. Königs stellte sich nicht mehr zur Wahl. An seiner Stelle wurde PD Dr. Christoph Wyen aus Köln in den Vorstand gewählt. Die übrigen Vorstandsmitglieder sind in ihren Ämtern bestätigt worden: Prof. Georg Behrens als Vorsitzender, Dr. Stefan Esser als Schatzmeister, Prof. Hans-Jürgen Stellbrink als Wissenschaftlicher Sekretär und Dr. Annette Haberl als Sekretärin für Öffentlichkeitsarbeit.
HIV-Kontrovers 2018
DAIG und AIDS-Hilfe NRW werden im nächsten Jahr wieder die Veranstaltung HIV-Kontrovers gemeinsam ausrichten. Der Termin ist der 24. Februar 2018. Der Veranstaltungsort Essen. Das Format richtet sich an alle Akteure aus dem HIV-Bereich. Zu aktuellen Themen werden jeweils zwei Referentinnen/Referenten kontroverse Positionen vertreten, die interaktiv diskutiert werden. Die Veranstaltung wird von der LÄK zertifiziert.
Mehr Informationen unter:
www.daignet.de
Annette Haberl, Frankfurt & Georg Behrens, Hannover