4/2017 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
Die PrEP ist in Deutschland angekommen ...
... und alle wollen sie haben! Seitdem es die 50-Euro-PrEP auf Privatrezept gibt, sind PrEP-Beratungen in HIV-Schwerpunktpraxen an der Tagesordnung. Die Beratung ist zeitaufwändig und wird von den Krankenkassen nicht honoriert. Auch die notwendigen und im Rahmen der Zulassung der PrEP geforderten Untersuchungen sind keine Kassenleistung. Was tun? Dem Patienten alles als IGEL-Leistung in Rechnung stellen? Dann ist die PrEP wieder so teuer, dass sie sich nur die sogenannten „Besserverdiener“ leisten können oder es wird im Internet gekauft. Der schwarze Peter* bleibt also wieder einmal an den Ärzt_innen hängen. Deshalb: Aktivist_innen und Ärzt_innenvertrer_innen gemeinsam auf die Barrikaden! Nur die qualifizierte ärztliche Begleitung stellt sicher, dass die PrEP ihr Ziel erreicht ohne negative Auswirkungen.
Dramatische Preissenkung ...
... bei generischem FTC/TDF für PrEP UND Therapie! Das Unternehmen Teva/ratiopharm hat überraschend einen radikalen Vorstoß in einen mittlerweile hart umkämpften Markt gewagt. Truvada® ist nicht das erste HIV-Medikament, dessen Patent ausgelaufen ist, doch es ist das erste, das in diesem Bereich einen relevanten Umsatz macht. Die massive Preissenkung, die wie Branchen-üblich mit anderen Motiven als Gewinn begründet wird, bringt dem Unternehmen zunächst mal einen Wettbewerbsvorteil. Es wird aber vermutlich nicht lange dauern, bis andere Hersteller nachziehen. Der Preiskampf und die Preisdiskussionen, die jetzt beginnen, werden nicht ohne Folgen für die gesamte HIV-Therapie bleiben.
HIV und Alter ...
...
hat viele Aspekte. Trotz zahlreicher Hinweise, dass viele sogenannte
Alterskrankheiten bei HIV-Positiven häufiger sind als bei
HIV-Negativen, ist wissenschaftlich bis heute letztendlich nicht
geklärt, welchen Anteil das Virus daran hat. HIV-
Positive
sind vom Lebensstil nicht ohne weiteres mit HIV-Negativen zu
vergleichen.
Und darum brauchen sie auch im Alter eine
Versorgung/Betreuung, die ihnen gerecht wird. Hier gibt es schon
einige gute Ansätze, aber es müssen noch viel mehr werden.
Und zuletzt am Ende dieses Jahres wünsche ich allen Leserinnen und Lesern ein schönes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr!
Dr. Ramona Pauli
* Dies bezieht sich auf ein altes deutsches Kartenspiel und ist nicht
diskriminierend gegenüber Frauen oder Menschen mit schwarzer Hautfarbe gemeint.