Dengue
Starker Anstieg bei Reiserückkehrern

Für die ersten Monate des Jahres 2024 wurde bisher eine auffallend hohe Reise-assoziierte Denguefieber Fallzahl gemeldet. Diese ist nicht durch eine erhöhte Reiseaktivität zu erklären.

Auch schon vor der COVID-19-Pandemie gab es immer wieder Jahre, in denen die Denguefieber-Fallzahlen in Deutschland erhöht waren. Allerdings ist die Fallzahl von über 700 Fällen in den ersten 17 Wochen eines Jahres
ungewöhnlich hoch (Abb. 1). Die Fallzahlen der anderen reiseassoziierten mückenübertragenen viralen Infektionen waren im gleichen Zeitraum deutlich weniger ungewöhnlich. Bezieht man die Anzahl der Denguefieber-Fälle in den Wochen 1-17 2024 pro Land auf die der Flugreisenden in dieses Land im Januar bis März 2024, ergeben sich für Indonesien die höchsten Inzidenzen, gefolgt von Brasilien, Barbados, Martinique und Guadeloupe (franz. Territorien), Argentinien und Thailand mit untereinander ähnlich hohen Inzidenzen.

Abb. 1  Monatliche Denguefieber-Fallzahlen 2016-2024 (die Pandemiejahre sind in grau gehalten, die 5 relevanten Vorjahre (5RV) 2016-2019 und 2023 in Blautönen)
Abb. 1 Monatliche Denguefieber-Fallzahlen 2016-2024 (die Pandemiejahre sind in grau gehalten, die 5 relevanten Vorjahre (5RV) 2016-2019 und 2023 in Blautönen)

Mehr Diagnosen?

Aktuell sind auch die Fallzahlen in vielen Endemiegebieten erhöht und betreffen dort auch Reisende aus Deutschland. Doch der aktuelle Anstieg der Denguefieber-Fallzahlen in Deutschland ist nicht durch in diesem Ausmaß erhöhte Reisendenzahlen zu erklären. Der Anstieg der (geringen) Zahl von Fällen mit schwerem Verlauf oder tödlichem Ausgang ist noch im Rahmen des Gesamt-Fallzahlenanstiegs. Grundsätzlich kommen natürlich schwerere Verläufe leichter zur Meldung als leichte, bei denen vielleicht gar keine Diagnostik gemacht wird. Dies erklärt den absolut recht hohen Anteil der Hospitalisierungen. Gleichwohl gibt es einen schon länger anhaltenden geringen Trend hin zur Diagnose auch leichter erkrankter Personen, möglicherweise bedingt durch die höhere Aufmerksamkeit bezüglich Dengue- und anderen Arboviren in Deutschland. Dadurch würde der Anteil hospitalisierter Personen unter den Meldefällen graduell eher sinken. Der Anteil der Fälle, die nur einen einzelnen IgM-Test als Laborevidenz haben, ist gegenüber den Vorjahren gesunken. Hier wirkt sich vermutlich auch ein langfristiger Trend hin zu mehr belastbaren Antigentests aus.

Autochtone Transmission?

Die Anfang 2024 nach Deutschland mit Denguevirus infiziert zurückkehrenden Reisenden beeinflussen das Denguevirus-Übertragungsrisiko in Deutschland noch nicht, da die regional vorhandenen Stechmückenvektoren noch nicht aktiv sind. In den meisten Meldejahren sind die Denguefieber-Zahlen in den deutschen Sommermonaten eher geringer als im restlichen Jahr. Je nachdem, wie sich das Denguevirus-Transmissionsgeschehen in den Endemieländern (besonders in den bei Deutschen beliebten Fernreisezielen) entwickeln wird, ist aber in Deutschland auch in den kommenden Monaten mit deutlich erhöhten Fallzahlen von reiseassoziierten Denguevirus-Infektionen zu rechnen.

In Gebieten in Deutschland, in denen kompetente Mückenvektoren vorkommen, besteht bei geeigneten klimatischen Verhältnissen im Spätsommer durch vermehrte infizierte Reiserückkehrende auch eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass es zu autochthonen mückenübertragenen Denguevirus-Infektionen kommen könnte. Reiserückkehrern in deutschen Regionen mit kompetenten Mückenvektoren (Ae. albopictus) wird im Sommer und Frühherbst auch bei Symptomfreiheit bis 14 Tage nach der Reise Mückenschutz empfohlen, um autochthone Transmissionen zu verhindern.


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