LEVI-Syndrom: Long-acting Early Viral inhibition Syndrom
In den StudienHPTN 083 and HPTN 084 (Cabotegravir 5 Wochen oral, Q1M und dann Q2M über 3 Jahre) wurden 36 HIV-Infektionen beobachtet. HIV-Infektionen, die sechs Monate und später nach der letzten Injektion auftraten, zeigten die klassischen Charakteristika. Dagegen zeigten die 13 HIV-Infektionen im Zeitraum bis zu sechs Monate nach der letzten Injektion einen ungewöhnlichen Verlauf. Die Patienten waren in der asymtomatisch und der Verlauf gekennzeichnet durch wechselnde und widersprüchliche Ergebnisse von HIV-Antikörpertest und Virusnachweis. Die Sicherung der Diagnose HIV-Infektion dauerte mehrere Monate, in einem Fall neun Monate. 11 Patienten erhielten trotz HIV-Infektion erneut Cabotegravir-PrEP und sieben Patienten entwickelten eine relevante INSTI-Resistenz.
Hintergrund von LEVI ist die Virussuppression durch die PrEP, die eine niedrige Viruslast sowie verzögerte Antikörper-Serokonversion zur Folge hat. Eine sehr niedrige Viruslast, insbesondere ein nicht quantifizierbares, positiver Signal in der HIV-PCR, ist nach Meinung der Studienleiterin Susan Eshleman, Baltimore, kein sicheres Diagnose-Kritierium. Die PCR kann falsch positiv sein und daher kein Grund eine ART einzuleiten. Auch das Risiko der sexuellen Transmission sei vernachlässigbar, allenfalls die Übertragung bei einer Blutspende sei denkbar.
Kommentar Dr. Ramona Pauli, München:
Diese Schwierigkeit der Diagnose eine HIV-Infektion unter laufender PrEP durch wechselnde und widersprüchliche Ergebnisse von HIV-ELISA und HIV-PCR wurde bereits von Jean-Michel Molina unter oraler PrEP beschrieben. Unter langwirksamer PrEP ist das Problem sicher noch häufiger bzw. ausgeprägter. Eine Patentlösung ist nicht Sicht. Wir werden uns auch weiterhin im Spannungsfeld zwischen Einleitung einer ART bei HIV-Negativen, dem Fortführen einer PrEP mit dem Risiko der Resistenzentwicklung und dem Absetzen der PrEP ohne HIV-Infektion bei sexuell aktiven Personen bewegen. Derzeit die einzige Lösung scheinen regelmäßige Wiederholungen der Tests zu sein, die Patient*innen (und Behandler*innen gleichermaßen) belasten.