1/2024 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
Mit
der Infektiologie geht es in großen Schritten vorwärts. Die meisten
Bundesländer haben den Facharzt für Infektiologie schon anerkannt,
in Kliniken bilden sich infektiologische Zentren und viele
Kolleginnen und Kollegen
– auch aus den HIV-Schwerpunktpraxen
– haben den Titel schon erworben. Wie viele es genau sind, ist
nicht bekannt, aber eine entsprechende Anfrage der Deutschen
Gesellschaft für Infektiologie bei den Bundesländern läuft.
Infektiologie kostet Geld
Was noch fehlt, ist eine adäquate Vergütung infektiologischer Leistungen. In der Klinik wird ein infektiologisches Konsil erst angefordert, wenn man nicht mehr weiterkommt, d.h. wenn es dem Patienten trotz aller diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen einfach nicht besser geht. Diese Fälle sind in der Regel komplex, es wird noch mehr Diagnostik und Therapie gebraucht und das kostet Geld. In Zeiten von DRGs sind solche Fälle für die Klinik ein Minusgeschäft. Das muss sich ändern!
Quo vadis HIV-Medizin?
Die HIV-Medizin ist eine Erfolgsgeschichte. Innerhalb von wenigen Jahren wurden lebensrettende Medikamente entwickelt und immer noch sind viele neue Medikamente in der Pipeline. Auf der CROI 2024 wurden zahlreiche Kandidaten vorgestellt. Zentrales Ziel ist eine lange Wirkdauer von sechs Monaten und länger. Es wird noch einige Jahre dauern bis die Präparate dann marktreif sind, doch wenn sie kommen, werden sie die HIV-Medizin grundlegend verändern. Die Patienten werden deutlich seltener in die Praxis kommen, Laborkontrollen werden seltener notwendig.
PrEP-Probleme
Durch breiten Einsatz der PrEP lässt sich nachweislich die Rate an HIV-Neuinfektionen senken – sofern die Medikamente zur Verfügung stehen (PrEP-Engpass in Deutschland!) und sie auch eingenommen werden (60% der HIV-Neuinfektionen in Australien bei PrEP-Abbrechern!). Mit der PrEP einher geht ein Anstieg von sexuell übertragbaren Infektionen, wobei insbesondere die konnatale Syphilis Sorgen bereitet. Hier gilt das Motto: Testen und behandeln und für Personen mit erhöhtem Risiko DoxyPEP.
Dr. Ramona Pauli