Ausgabe 2 - Juni 2011
DÖAK 2011 » ABSEITS VOM KONGRESS » HCV-PROTEASEHEMMER ZUGELASSEN
Döak 2011
Niedersachsens Hauptstadt ist Sitz von zwei Aids-Hilfen: Der Niedersächsischen als
Dachverband und der Hannöverschen als Informationszentrum und Treffpunkt für die Betroffenen in Hannover. Beide Vereine
kämpfen mit unterschiedlichen Mitteln gegen das Virus und für mehr Verständnis.
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KONGRESS
Schon am neuen Namen des Kongresses erkennt man die in den Vorjahren begonnene Neuausrichtung
der Veranstaltung in Richtung eines übergreifenden Kongresses zu den virologischen Aspekten von HIV und Hepatitisviren.
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Die diesjährige Jahrestagung der European Association for the Liver war mit 8.062 Teilnehmern
und 1.332 Abstracts (Orals 137 und Poster 1.215) sowie 95 Late-Breaker-Abstracts (Orals 8 und Poster 16) die bisher
größte. Im Mittelpunkt stand - wie schon auf der AASLD 2010 - die Hepatitis C. Neben neuen Daten zu den beiden
Proteasehemmern Boceprevir und Telaprevir gab es auch wieder viele Phase-II-Studien mit anderen neuen direkt antiviralen
Substanzen (DAAs). Vorgestellt wurden auch Daten zum Interferon lambda und erste Ergebnisse einer HCV-Impfung. Hepatitis
B geriet dabei fast ganz in den Hintergrund.
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AKTUELL
Im Vergleich zur herkömmlichen Therapie steigern Boceprevir und Telaprevir die SVR-Raten bei
HCV-Genotyp 1 bei Ersttherapie um 25-30%, bei vortherapierten Patienten je nach früherem Ansprechen um 26-62%. Beide
HCV-Proteasehemmer sind in den USA zugelassen.
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FORTBILDUNG
Opportunistische Infektionen sind Infektionen, an denen ein nicht immunsupprimierter Mensch
normalerweise nicht erkranken würde. Bei HIV-Infizierten können diese Infektionen in der Regel durch eine rechtzeitige
antiretrovirale Therapie verhindert werden. In einigen Fällen, z.B. bei fortgeschrittenem Immundefekt oder ungenügender
oder überschießender Immunrekonstitution bei schlechtem CD4-Status, kann es zu Ausnahmen von dieser Regel kommen.
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Prinzipiell dürfte wohl jeder Virologe oder Kliniker beunruhigt sein, wenn sich ein viraler
Krankheitserreger im Probenmaterial nachweisen lässt. Das ist auch für das heute gut kontrollierbare Pathogen HIV nicht
anders; und doch weist gerade die Virusklasse der Retroviren, zu welcher HIV zählt, einige wichtige Besonderheiten auf,
die eine klinische Beurteilung beeinflussen.
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PrEP: Pro und Contra
Als Ende letzten Jahres die ersten Ergebnisse der iPrEx-Studie veröffentlicht wurden, gab es
viel Jubel. Erstmals wurde in einer großen kontrollierten Studie gezeigt, dass HIV-negative Männer, die Sex mit Männern
haben, ihr HIV-Risiko durch die Einnahme von antiretroviralen Medikamenten senken können. Das US-Magazin Time erklärte
die Studie prompt zum „bedeutendsten medizinischen Durchbruch 2010” und das amerikanische Center of Disease Control
erstellte Leitlinien zum Einsatz der Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP). Doch es gibt auch kritische Stimmen. Viele Fragen
sind noch offen, nach der Umsetzbarkeit im Alltag, nach den Kosten und dem tatsächlichen Nutzen.
Optimismus ist angesagt, da sich verschiedene Strategien der Prä-Expositionsprophylaxe
(PrEP) inzwischen als wirksam erwiesen haben. Die Vorzeichen stehen gut, um PrEP-Strategien weiter zu entwickeln, auch
wenn bis zu einem breiten Einsatz noch ein gutes Stück Weg zurückgelegt werden muss. Am Ende dieses Weges wird es auf
das Zusammenspiel verschiedener PrEP-Einzelmaßnahmen und ihre Fokussierung auf Risikogruppen ankommen, um sowohl das
individuelle Risiko als auch die HIV-Epidemie im Ganzen nachhaltig zu beeinflussen.
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Die PREP wirkt in der iPrEx-Studie zu 44% und in der Fem-PREP-Studie nach bisherigen
Informationen überhaupt nicht. Schönrechnereien, wie z.B. das Hervorheben von Subgruppen mit guter Compliance, helfen
für die Anwendung in der Praxis nicht weiter. Zudem muss der theoretischen Wirksamkeit einer Methode noch die
Anwendbarkeit folgen. Enthaltsamkeit zum Beispiel wirkt sogar zu 100%. Aber für nur wenige ist sie lebenslang umsetzbar
und das reduziert die Wirksamkeit nahezu zur Bedeutungslosigkeit.
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Seit Jahrhunderten wurden unterschiedlichste Präventionskonzepte gegen sexuell übertragbare
Infektionen erprobt. Die heute als wirksamstes Konzept anerkannte „gesellschaftliche Lernstrategie“ hat die
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mit ihrer Aids-Präventionskampagne GIB AIDS KEINE CHANCE Mitte der 80er
Jahre in Deutschland implementiert, kontinuierlich weiterentwickelt und erfolgreich umgesetzt.
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Obwohl Deutschland sich seit einigen Jahren als Einwanderungsland zu begreifen versucht,
werden Migranten und insbesondere Flüchtlinge im verwaltungsrechtlichen Alltag vor allem als ordnungspolitisches Problem
betrachtet. Überspitzt ausgedrückt: Krankheiten werden als von außen eingeschlepptes Übel betrachtet. Einwanderer und
Flüchtlinge werden als deren Überträger identifiziert und müssen deshalb „unschädlich“ gemacht werden.
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MITTEILUNGEN
HIV-positiv im Erwerbsleben – das ist für viele Menschen Alltag. Trotzdem herrscht an den
meisten Arbeitsplätzen das große Schweigen. Viele HIV-Positive haben Angst vor Diskriminierung. Die Bundesregierung ist
bislang weitgehend untätig geblieben. Ein Online-Dossier der Deutschen AIDS-Hilfe informiert und gibt Anstöße zum Handeln.
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Bis zum 01.03.2011 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) für das Jahr 2010 insgesamt 2.918 neu
diagnostizierte HIV-Infektionen gemeldet. Gegenüber dem Jahr 2009 (n=2.885) bedeutet dies keine nennenswerte Veränderung
bei der Gesamtzahl der HIV-Neudiagnosen. Seit 2007 hat sich der in den Jahren davor beobachtete Anstieg der
HIV-Neudiagnosen deutlich verlangsamt.
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Wie er bereits bei seiner Neuwahl zum Präsidenten der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) vor
vier Jahren angekündigt hatte, tritt Jürgen Rockstroh bei der Mitgliederversammlung auf dem DÖAK 2011 nicht mehr als
Kandidat für den DAIG-Vorstand an. Anlass genug, auf die vier Jahre Vorstandsarbeit seiner Amtszeit
zurückzublicken.
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Die Biobank des Kompetenznetzes HIV/AIDS gehört zu den ersten sechs, die sich über das
Web-basierte „Projektportal im Deutschen Biobanken-Register“ vernetzen. Damit wird der Engpass überwunden, den der
Zugang zu umfassend annotierten humanen Proben noch immer für die biomedizinische Forschung bildet.
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HIV-positive Frauen in Deutschland befinden sich in einer besonders schwierigen Lage. Viele
der Frauen sind alleinerziehende Mütter und haben auch noch die Sorge für ihre Kinder zu tragen. Der Anteil von Frauen
an allen alleinerziehenden Antragsteller/innen bei der Deutschen AIDS-Stiftung beträgt 94 Prozent.
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MELDUNGEN
12. Interdisziplinärer Kongress für Suchtmedizin » Süddeutsches Infektiologie Symposium »
Siegenthaler-Preis geht nach München » Doktorandenpreis der Deutschen Lungenstiftung » Rückruf von einzelnen
Prezista®-Chargen » FDA-Zulassung für Boceprevir und Telaprevir
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