HIV&more Sonderausgabe 2011
Dreißig Jahre HIV/AIDS und fast 25 Jahre HIV-Therapie – was in den ersten Jahren eine mit Sicherheit tödlich
verlaufende Immunschwäche war, ist dank der rasanten Entwicklung der antiretroviralen Therapie mittlerweile eine
behandelbare Krankheit mit nahezu normaler Lebenserwartung, zumindest in den Industrieländern. » Wie war es
damals? » Ein Mosaik persönlicher Erinnerungen
ZEITZEUGEN
Mitte der 80er Jahre war ich als Bundesgesundheitsministerin plötzlich mit einem neuen Thema
konfrontiert: AIDS. Ich habe die damalige Situation noch gut in Erinnerung, denn ich war gezwungen, mit einem für diese
Sachlage völlig unzureichenden Wissen zu handeln.
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Die Regenbogenfahne flatterte im Sturm unter den dahinjagenden Wolken des kommenden
Gewitters. Siebeneinhalb Minuten läutete die Stadtglocke der Frankfurter Paulskirche, während auf dem Römerberg Namen
verlesen wurden. Das war im Februar 1990. Es war eine öffentliche Trauerfeier für unsere schwulen Freunde, vereinzelte
heterosexuelle Frauen und Männer, darunter vor allem Menschen, die in der herrschenden Drogenpolitik keine Chance hatten
zu überleben.
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Sommer 1992 – ich fahre für vier Wochen zu Freunden, die in Conakry/Guinea in einem
Entwicklungshilfeprojekt arbeiten. Der Urlaub stellt die Zäsur zu einem neuen Abschnitt in meinem Arbeitsleben dar, denn
wenn ich wiederkomme, werde ich in der klinischen Forschung den Bereich HIV übernehmen, der bei Glaxo Deutschland neu
eingerichtet wird – wie aufregend meine Arbeit zukünftig sein wird, ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
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Viele Mitarbeiter in der pharmazeutischen Industrie, die einmal im HIV-Bereich gearbeitet
haben, sind auch in diesem Bereich geblieben – insbesondere wenn sie wie ich die Entwicklung und Einführung eines
innovativen neuen Medikamentes begleiten durften.
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Seit 1982 erfasste die HIV-Epidemie die Gruppe der Heroinabhängigen in der BRD. Dies löste
eine suchttherapeutische Revolution aus: Bis zu diesem Zeitpunkt war die Haltung gegenüber Drogenabhängigen geprägt von
Prohibition, Abschreckung, Strafvollzug und einer auf Abstinenz zielenden therapeutischen Monokultur, die trotz der
bescheidenen Erfolgsraten von Politik und Ärzteschaft mit Zähnen und Klauen verteidigt wurde. Mit Beginn der
HIV-Epidemie begannen Ärzte in den szenenahen Vierteln der Großstädte zunehmend mit der Verschreibung von Opiaten an
schwer kranke Drogenabhängige.
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Bei dem Versuch, über AIDS zu sprechen, kommt der Kunst eine große Bedeutung zu, weil Kunst
ein wesentlicher Aspekt emanzipierter menschlicher Existenz ist. Angst und Verdrängung hingegen, ganz typische
Reaktionen nach dem Auftreten von AIDS, sind im Zweifel schlechte Ratgeber.
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Vor 29 Jahren haben wir die ersten AIDS-Patienten behandelt. AIDS kam schleichend. Erst waren
es nur wenige Erkrankte. Allmählich nahm die Zahl der Patienten zu. Plötzlich waren es viele. Nahezu alle waren jung,
die überwiegende Mehrzahl waren homosexuelle Männer. In den ersten Jahren gab es keine Aussicht auf Heilung. Der
Krankheitsverlauf führte zum Endstadium und damit in den Tod.
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Ein sicheres Zeichen beginnender Senilität ist die Beschäftigung mit der Geschichte des
eigenen Berufslebens oder des eigenen Fachgebietes. Obwohl ich davon noch Abstand halten möchte, erinnere ich mich
trotzdem gern an die spannenden Tage der Retrovir-Zulassung.
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Im Jahr 1985 habe ich mich niedergelassen und gleich von Anfang an HIV-Patienten betreut. Die
Patienten brauchten uns HIV-Schwerpunktärzte und wir erfüllten diese Aufgabe gerne. Doch anders als bei anderen
Erkrankungen gab es für AIDS und HIV keine adäquate Vergütung. Erst durch den Zusammenschluss der niedergelassenen
HIV-Ärzte in der DAGNÄ konnten entsprechende Verträge erkämpft werden.
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HIV begleitete mich auf meinem beruflichen Werdegang von Anfang an: Zunächst im Rahmen meiner
Tätigkeit als Arzthelferin in einer Praxis mit Hämophilie-Patienten, später als Außendienstmitarbeiterin bei der
Einführung einer der ersten Proteasehemmer.
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Jahrelang hatte ich meine Kusine Ina aus den Augen verloren. Doch Anfang der 1990er Jahre
kreuzten sich unerwartet unsere Wege. Ina war pädagogische Mitarbeiterin im Freien Tagungshaus Waldschlösschen. Ich
arbeitete als stellvertretende Geschäftsführerin für die Nationale AIDS-Stiftung in Bonn.
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Ich hatte mir meine berufliche Karriere als Mediziner, die sehr weit gehend von Aids geprägt
ist, anfangs ganz anders vorgestellt. Aids kam ungefragt zu mir, als ich die ersten Schritte auf einem ganz anderen
beruflichen Weg machte. Aber ich merkte frühzeitig, wie sehr mich dieses Thema packte – und vor allem die mit ihm
verbundenen Menschen.
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Es ist das Jahr 1985, als die Bundesrepublik Deutschland mit einer neuen, bis dahin völlig
unbekannten Seuche konfrontiert wird, der Immunkrankheit AIDS. Die ersten Krankheits- und Todesfälle waren in
Deutschland – etwa drei Jahre nach den USA – aufgetreten.
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Als HIV Deutschland erreicht hatte, arbeitete ich in Frankfurt am Georg-Speyer-Haus an einem
Virus, das aus der Gruppe der Retroviren (Krebsviren) stammte. HIV war durch die heutige Nobelpreisträgerin Françoise
Barré-Sinoussi entdeckt worden und gehörte zu derselben Virusgruppe. Ich fragte mich, was ich als Virologin zur
AIDS-Forschung beitragen könnte.
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Für HIV&more sprach Bernd Aretz mit dem langjährigen Schwulenreferenten und
Gründungsmitglied der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH), Rainer Schilling. Zurzeit ist er im Vorstand der Berliner AIDS-Hilfe.
Auf dem Tisch stapeln sich Arbeitspapiere und Zeitschriften rund um HIV, schwules Leben und Drogengebrauchskultur. Bevor
Rainer Schilling 1987 zur DAH kam, hatte er schon als Herausgeber und Layouter die Zeitschriften „Emanzipation und
Torso“, Ratgeber und Bücher betreut.
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Im Spiegel vom 22. Mai 1982 erschien ein erster kurzer Artikel „Schreck von drüben“, worin
über eine rätselhafte Krankheit in den USA berichtet wurde. Das Zitat von Prof. Fehrenbach „Für die Homosexuellen hat
der Herr immer eine Peitsche bereit“ ließ uns aufhorchen. Was bahnte sich dort an?
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Während in den ersten fünf bis zehn Jahren der HIV/AIDS-Epidemie ausschließlich nur so
genannte „Randgruppen“ als gefährdet benannt wurden, zeigte sich nach einiger Zeit, dass durchaus auch „Otto
Normalverbraucher“ betroffen sein konnte. Zu dieser Zeit fing ich – noch ungetestet – an, in der AIDS-Hilfe zu arbeiten.
Zunehmend bemerkte ich, dass immer mehr Frauen eine HIV-positive Diagnose bekamen und zur AIDS-Hilfe kamen.
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