Ausgabe 4 - Dezember 2011
Editorial
LUNGENKREBS, DER NEUE KILLER? » WISSEN SIE, WELCHER PATIENT RAUCHT? » NEUEN ANLAUF STARTEN!
HIV/AIDS UND KUNST
Aids can talk. Teil 2
Admire Kamudzengerere und Cosmas Shiridzinomwa gehören zu einer neuen Generation zimbabwesischer Künstler, die in ihren Bildern auch Bezug zur aktuellen politischen Lage nehmen. Shiridzinomwa, der im Rahmen der Ausstellung „Colour Africa 2011“ zur Eröffnung nach München kam, meinte auf die Frage nach dem Risiko, politisch motivierte Kunst zu machen: „Die Schergen Mugabes gehen nicht in Ausstellungen.“
KONGRESS
13. European Aids Conference/Eacs – 12.-15. Oktober 2011 In Belgrad/Serbien
Europäische Therapieleitlinien aktualisiert
Nach Belgrad kamen mehr als 2.500 Teilnehmer aus insgesamt 79 Ländern, die meisten reisten aus England, Frankreich, Spanien und Italien an, Deutschland stand mit 155 Teilnehmern an fünfter Stelle. Daten zu neuen Substanzen gab es nur wenige, dafür umso mehr Ergebnisse aus Kohorten und epidemiologische Daten. Und wie immer auf dem Europäischen Aidskongress wurden die aktualisierten Therapieleitlinien vorgestellt.
The Livermeeting® 2011 – 4.-8. November 2011 In San Francisco/Usa
Hepatitis C nach wie vor im Mittelpunkt
Die diesjährige Jahrestagung der American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD) stand wie im Jahr zuvor wieder ganz im Zeichen der Hepatitis C – rund ein Viertel der mehr als 2.300 angenommenen Abstracts hatte HCV zum Thema. Neben neuen Daten zu den beiden zugelassenen Proteasehemmern Boceprevir und Telaprevir, wurden Ergebnisse von Phase-II-Studien zu den direkt wirkenden antiviralen Substanzen (DAAs) der nächsten Generation vorgestellt – zu Tripletherapien, Viererkombinationen und interferonfreien Therapieregimen.
FORTBILDUNG
Thomas Duell, Gauting
Lungenkrebs – Diagnostik und Therapie einer vermeidbaren Tumorerkrankung
Lungenkrebs ist die am häufigsten zum Tode führende Krebserkrankung, die Prognose ist trotz aller Forschungsanstrengungen nach wie vor schlecht. Auch nach primärer Operation oder kurativ intendierter Bestrahlung kommt es in Abhängigkeit vom Stadium häufig zu Rezidiven, meist in Form von Metastasen. Über alle histologischen Subtypen und Stadien hinweg sterben an die 90% aller Betroffenen an ihrem Tumor. Mindestens 80% der Betroffenen sind oder waren Raucher, somit wäre diese Erkrankung in den allermeisten Fällen vermeidbar.
Christian Hoffmann, Hamburg
Bronchialkarzinome bei HIV-Patienten
Seit langem ist bei HIV-Patienten ein erhöhtes Krebsrisiko bekannt, das sich keineswegs nur auf die drei AIDS-definierenden Malignome (ADM) Kaposi-Sarkom, Non-Hodgkin-Lymphom und Zervixkarzinom bezieht. Auch bei vielen Nicht-AIDS-definierenden Malignomen (Non-ADM) wie dem Bronchialkarzinom ist eine erhöhte Inzidenz zu beobachten.
Hubertus M. Friederich, TüBingen
Raucherentwöhnung von HIV-Patienten Medikamentöse Behandlungsstrategien
Für HIV-infizierte ist wie für andere spezielle eine Kombination von Rauchstoppberatung, Pharmakotherapie und ggf. Verhaltenstherapie empfehlenswert. Zur medikamentösen Behandlung stehen neben Nikotinersatzpräparaten die verschreibungspflichtigen Medikamente Bupropion und Vareniclin zur Verfügung
Olaf Degen, Hamburg FüR Vir+
Die SMOKE-Studie:
HIV-Positive rauchen häufiger als HIV-negative Menschen. Zudem haben Sie ein höheres kardiovaskuläres Risiko.Wie viele HIV-Patienten in Deutschland rauchen sowie wie erfolgreich speziell auf HIV-Patienten zugeschnittene Entwöhnungsprogramme sind, das wird in der am Start stehenden SMOKE-Studie untersucht.
Peter Arbter, Krefeld
Raucherentwöhnung bei HIV-positiven Rauchern
Es gibt verhaltenstherapeutische Interventionen und medikamentöse Ansätze sowie deren Kombinationen, um Rauchern bei der Nikotinentwöhnung und der Abstinenzerhaltung zu helfen. Welche Konzepte dabei zum Einsatz kommen, liegt im Wesentlichen an den Voraussetzungen des jeweiligen Rauchers, ist aber auch durch die Möglichkeiten der Hilfe leistenden Institution bedingt.
Infection&more
Petra Spornraft-Ragaller, Dresden
Gonorrhoe – Klinik, Diagnostik, Therapie
Die Gonorrhoe befällt nicht nur die Urethra. Auch Rektum, Pharynx und Konjunktiven können betroffen sein. Zum Erregernachweis stehen molekulargenetische Methoden sowie die Kultur zur Verfügung, wobei die Kultur den Vorteil der Resistenztestung bietet. Aufgrund der zunehmenden Resistenz der Gonokokken wird neuerdings selbst für die unkomplizierte Gonorrhoe die Kombination eines Cephalosporins mit Azithromycin empfohlen.
Kommentar: resistenzen nehmen zu
Die oben dargestellten Therapie-Empfehlungen für die Gonorrhoe sind aufgrund der geographischen Situation auch für hiesige Verhältnisse anwendbar, zumal ein nicht unerheblicher Anteil der Infektionen im Ausland erworben werden dürfte.
Haar K, Marcus U, Ehrhard I, Nielsen S, Jansen K, Hamouda O, Kohl P.
Therapieversagen durch Cefixim-Resistenz
Infektionen mit Neisseria gonorrhoeae zählen zu den häufigsten bakteriellen sexuell übertragbaren Infektionen (STI). Sie verlaufen häufig, insbesondere bei Frauen, symptomlos und bleiben daher häufig unerkannt.
MITTEILUNGEN
Aus Dem Robert Koch-Institut
Bericht zur Entwicklung der HIV-Epidemie in Deutschland im Jahr 2011
Die HIV-Inzidenz und die HIV-Prävalenz können nicht direkt gemessen, sondern nur mit Hilfe von Modellrechnungen abgeschätzt werden. Die wichtigsten für die Beschreibung der HIV/AIDS-Epidemie herangezogenen Erhebungsinstrumente bilden die HIV-Meldungen gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG), die Todesursachen-Statistik der statistischen Landesämter und die AIDS- und HIV-Todesfallmeldungen an das RKI.
Sandra Dudareva, Karin Haar, Klaus Jansen und Ulrich Marcus, RKI
PARIS: Ergebnisse des „Pharyngeal And Rectal Infection Screening“
Ein Rektalabstrich auf Chlamydia trachomatis (CT)- und Neisseria gonorrhoeae (NG)-Infektionen sollte Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), im Rahmen von regelmäßigen STI-Screening-Untersuchungen angeboten werden.
Adriane Skaletz-Rorowski, Norbert H. Brockmeyer, Judith Coenenberg
Kompetenznetz HIV/AIDS: der Weg in die Zukunft
Vor zehn Jahren schlossen sich Patientenvertreter, Wissenschaftler, Kliniker und Niedergelassene zusammen, um die klinische HIV-Forschung in Deutschland auf ein international vergleichbares Niveau zu bringen – durch die Beteiligung von tausenden Patienten und zahlreichen Mitarbeitern ist dies gelungen. Hier stehen uns eine Patientendatenbank und Biomaterialbank sowie eine Kinder- und Schwangeren-Kohorte für die wissenschaftliche Forschung zur Verfügung, die europaweit einmalig sind.
„Positive Stimmen“:
Einzigartiges Interviewprojekt gegen Diskriminierung und Stigmatisierung
Die internationale Initiative des „The People Living with HIV Stigma Index“ ist unter dem Namen „positive stimmen” in Deutschland gestartet. Hier interviewen Menschen mit HIV andere HIV-Positive zu ihren Erfahrungen.
Pädiatrische Arbeitsgemeinschaft AIDS (PAAD)
Gute Zukunft auch für HIV-positive Kinder
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Das gilt auch für HIV-infizierte Kinder und ihre Behandlung. Nur eine spezialisierte Betreuung sichert diesen Kindern ein langes und normales Leben. Dafür wurde die Pädiatrische Arbeitsgemeinschaft AIDS (PAAD) gegründet.
Neue Sektion GegrüNdet
Die DAIG wächst weiter
Auf der letzten Mitgliederversammlung der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG), die Anfang September in Köln stattfand, wurde mit dem einstimmigen Votum der anwesenden Mitglieder die DAIG-Sektion Gynäkologie und Geburtshilfe gegründet. Die Sektionsmitglieder arbeiten bereits seit 1999 erfolgreich als Gruppe zusammen und werden das zukünftig unter dem Dach der DAIG tun. Die DAIG-Sektion Gynäkologie und Geburtshilfe ist bereits die fünfte Neugründung innerhalb der letzten vier Jahre. Insgesamt arbeiten jetzt acht Sektionen innerhalb der DAIG.
DIAG: Bitte um Mitarbeit
KAAD plant nationale HIV-Tumor-Kohorte
Im Rahmen des Deutsch-Österreichischen AIDS Kongresses in Hannover hielt die Klinische Arbeitsgemeinschaft AIDS in Deutschland (KAAD) ihre Mitgliederversammlung ab. Thema war neben den neuen Leitlinien zu opportunistischen Infektionen und verschiedenen laufenden Studien auch der Aufbau einer nationalen HIV-Tumor-Kohorte.
„Die Orangerie ist eine Art Heimat Geworden“
Im ZIK-Projekt in Berlin-Kreuzberg finden Betroffene eine Beschäftigung
Die Orangerie im Berliner Stadtteil Kreuzberg ist mehr als ein Café und Restaurant mit abwechslungsreichem Angebot an Speisen: Das freundlich eingerichtete Bistro gehört zum Angebot des gemeinnützigen Wohnprojektes „Zuhause im Kiez“ (ZIK), das HIV-positiven Menschen in schwierigen Lebenslagen betreutes Wohnen bietet.
AKTUELL
Gesundheitskarte
„HIV-Patienten sollen sich mit allen Kräften wehren“
Seit Oktober 2011 läuft ein Projekt, über das seit vielen Jahren heftig diskutiert wird: Stufe Eins der elektronischen Gesundheitskarte. Besser, billiger und transparenter für alle soll sie unser Gesundheitssystem machen. Ein gutes Ziel – mit explosivem Potential. Denn der Plan, in Zukunft auch persönliche Krankheitsdaten in bundesweiten Computernetzwerken zu speichern, wirft berechtigte Fragen nach Datensicherheit und Schutz der Privatsphäre vor allem für HIV-Patienten auf.
MELDUNGEN
Streiflicht
AIDS-Gala ohne HIV-Ärzte?
Das größte deutsche Charity-Event ist die festliche Operngala für die Deutsche AIDS-Stiftung. Sie fand in diesem Jahr zum 18. Mal in der Deutschen Oper in Berlin statt.
Meldungen
HCV-Proteasehemmer Boceprevir (Victrelis®) » Telaprevir (Incivo®) » Qutenza® Evidenzgrad Level A » Süddeutsches Infektiologie-Symposium SIS: Erfolgreicher Start » Viramune® Retardtablette zugelassen